Der Dienstag meinte es gut mit uns: Das Wetter, die Technik und auch der Flug passten bestens zusammen.
Etwa 200 Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften säumten als interessierte Zuschauer am Morgen des Starttages den Aufstiegsort und konnten die Vorbereitungen sowie den Start selbst aus
nächster Nähe verfolgen. Die Befüllung und das Verschließen des Ballons, das Anhängen der Nutzlast, der finale Technik-Check verliefen diesmal problemlos. Und als ob jemand heimlich Regie geführt
hätte, riss pünktlich zum Countdown der leichte Nebel endgültig auf und wir konnten unseren "Stratosurfer" in einen blau-weißen Himmel entlassen.
In der ersten dreiviertel Stunde gewann der Ballon zwar rasch an Höhe, bewegte sich aber horizontal eher gemächlich. Dies sollte sich bald ändern und mit dem Eintreten in die Höhenströmung wurde
unser Fluggerät auf bis zu Tempo 270km/h beschleunigt. Den längsten Ost-West-Abschnitt legte der Ballon dann auch in nur einer halben Stunde zurück, bis er schließlich bei Mindelheim in ca.
33.000m Höhe platzte. Mit dem Abstieg am Fallschirm erreichte er dann wieder die tieferen Luftschichten und Winde, die ihn dann wieder, bis zur Landung nähe Landsberg, ein Stück nach Nord-Ost
versetzten.
Da beim Flug alle 60s über den 2m-Band-Amateurfunksender auch der Standort übertragen wurde, machte sich das Suchteam etwa eine dreiviertel Stunde nach dem Start in Richtung des vorhergesagten
Landeortes auf den Weg. Bereits gegen 13:00h war klar, dass die Kapsel in einem Wald gelandet war. Dort trafen wir gegen 15:00h ein und unsere Befürchtungen in Form von hohen Fichten sahen sich
zunächst bestätigt. Auf moosigem Waldboden liefen wir einige 100m in den Wald hinein und konnten aufgrund der starken minütlichen Funksignale sicher sein, dass das Ziel nicht mehr weit lag.
Schließlich entdeckten wir das Gespann aus Ballonrest, Fallschirm und Kapsel, die etwa 10m über Grund im Geäst hing. Mit Hilfe der vorbereiteten und aus Steckteilen zusammengesetzten Fangstange,
mit Haken am Ende, verlängert durch ein längeres trockenes Fichtenstämmchen, gelang es Adrian und Hamidou dann recht schnell, die Kapsel herunter zu ziehen. Erwähnenswert ist hierbei auch die
Verbindungstechnik zwischen Fang- und Fichtenstange: hierbei benutze Adrian kurzerhand die langen Schnürsenkel aus seinen Wanderstiefeln. Gut, das sie keinen Reißverschluss hatten ;-).
Insgesamt war das Bergungsteam fünfeinhalb Stunden unterwegs, was aber angesichts des schönen Ergebnisses keine Mühe darstellte.
Die nächste Aufgabe ist nun, die vom Mikrocontroller und den Sensoren aufgenommenen und abgespeicherten meteorologischen/physikalischen Daten aufzuarbeiten und darzustellen.
Nochmals an dieser Stelle herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben!
Eine weitere Galerie gibt es auf der Seite des Ortsverbandes Tuttlingen des Deutschen Amateur-Radio-Clubs, P13. Danke für's Dabeisein!
Hier nun die "Beute" - die Bilder vom Aufstieg, eines knapp vor der Landung und der Moment der erfolgreichen Bergung.
Deutlich zu erkennen ist, dass in diesen Höhen der Himmel bereits schwarz erscheint und der uns vertraute "Blaue Himmel" eben nur eine dünne Schicht zwischen Erdoberfläche und Weltall ist.
Damit erinnert diese kleine Expedition auch daran, dass unser Planet begrenzt ist und unseren oft ja unbegrenzten Ansprüchen auf Dauer nicht standhalten kann - wenn wir sie nicht reduzieren ...
Der Verlauf des Fluges entsprach sehr genau der Vorhersage. Hier zwei Screenshots der Website aprs.fi, auf der online der Weg dargestellt wurde. Offenbar war der Ballon für die Luftabwehr beim Überqueren des Truppenübungsplatzes Stetten a.k.M. kein ernsthaftes Ziel :-).
Wie zu erwarten, waren die Funksignale der Kapsel, aus der großen Höhe in ganz Zentraleuropa zu hören.
Aus folgenden Ländern gingen Empfangsberichte ein:
Deutschland, Niederlande, Luxemburg, Belgien. Schweiz, Frankreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Ungarn, Österreich, Polen.
Größte Reichweiten:
1. Zentral-Bosnien nördlich Zenica, 695,2km
2. Stettin, Polen, 685,8km
3. Nördlich Rom, 647,6km
Dies ist mit Blick auf die Sendeleistung von nur 1W und der einfachen Bordantenne eine beachtliche Leistung.
Eine komplette Übersicht der Empfangsmeldungen kann hier herunter geladen werden:
Die Aufbereitung der Daten ist noch in Arbeit. Diese werden Zug um Zug hier veröffentlicht.
Auch in der Presse (Schwäbsiche Zeitung, Gränzbote Ausgabe Tuttlingen) war unser Projekt an zwei Tagen Thema. Vielen Dank für den
Besuch am Starttag und die Berichte!
(Zum Lesen vergrößern Sie zuerst das jeweilige Bild und klicken dann zum Vergrößern auf das Lupensymbol rechts oben.)
Bericht im Regio-TV der Schwäbischen Zeitung:
https://www.regio-tv.de/mediathek/video/berufsschueler-erforschen-stratosphaere-mit-wetterballon/
Nach dem Fehlstart im Juni ist es nun November geworden.
Alle Neuigkeiten finden sich unter Aktuelles!
Unser Dank geht an alle Unterstützer, Behörden und Institutionen.
Wir danken (Reihenfolge ohne Wertung):
Thanks to the UK High Altitude Society to give the community with the UKHAS-wiki an awesome support for balloon-projects.
Einmal die Welt ganz von oben sehen, höher als aus fast jedem Flugzeug? Wenn auch nicht persönlich so ist es doch technisch möglich - mit einem Stratosphärenballon.
Der Start eines Stratosphärenballons verbindet das technische Interesse, Amateurfunkaktivitäten und das Bewusstwein für die Einmaligkeit unserer Erde.
Ein derartiger Ballon ist mit einem Wetterballon vergleichbar und trägt wie dieser eine Nutzlast. In diesem Fall handelt es sich dabei um verschiedenen Sensoren, die z.B. die Höhe, Temperatur und
Luftdruck aufnehmen. Weiter ist eine Kamera an Bord, die den Flug im Bild festhält. Die Daten während der Flugphase werden per Amateurfunk zur Erde übertragen. Die Übertragung erfolgt digital in
einem offenen Standard, der von allen entsprechend technisch ausgerüsteten Stationen aufgenommen werden kann. In der Nähe seiner Gipfelhöhe decken die Funksignale dann fast ganz Mitteleuropa
ab.
Das Projekt wird in diesem Schuljahr als Zusatzkurs in der Klasse E2/3AT, Elektroniker für Automatisierungstechnik, durchgeführt.
Danke an alle Unterstützer dieses Projekts, alle Behörden, den Ortsverband P13 des Deutschen Amateur-Radio-Clubs sowie an das freundliche Team von Stratoflights für die guten Infos! (Links dazu
siehe hier)
Erste Reihe (von links): Dennis, Benjamin, Enis, Samira, Laura, Annika, Adrian.
Zweite Reihe: Hamidou, Daniel, Marvin, Dorian, Alwin, Fabian, Ted, Christian.
Quelle: https://ukhas.org.uk/general:beginners_guide_to_high_altitude_ballooning